Diskussion über mehr Hausaufgaben an Schulen (Update Beitrag, bitte nach unten scrollen)

Schulsenator Rabe hat sich in den letzten Tagen mehrfach für mehr Haussaufgaben an Schulen ausgesprochen. Diese Aussagen treffen auf geteilte Meinungen.

Der Paritätische Wohlfahrtsverband hat sich in einer Pressemitteilung geäußert und fordert, dass alternative Lernformate zu Hausaufgaben nicht ausgebremst werden dürfen.

Auszug aus der PM: „Viele GBS-Grundschulen haben in den vergangenen Jahren als Alternative zu Hausaufgaben neue fortschrittliche Lernformate eingeführt, die einerseits den Bedürfnissen der Kinder nach Abwechslung und Freiraum gerechter werden und andererseits dem Vertiefen der schulischen Inhalte dienen“ und weiter: „Diese neuen Formate dürfen durch die aktuellen Pläne der Schulbehörde nicht ausgebremst oder sogar verloren gehen“
Die komplette PM der Parität  finden Sie hier.

In der TAZ ist zu lesen:
„Wer den Druck erhöht, produziert Kinder, die völlig überfordert sind“, sagt auch der Schulforscher Ulrich Vieluf. An einer guten Ganztagsschule würden „unterrichtsergänzende Lernaufgaben“ in den Alltag integriert. „Die Schüler, um die es hier geht, brauchen eher mehr Begleitung, um die Sachen zu verstehen“, gibt auch die GEW-Chefin Anja Bensinger-Stolze zu bedenken. Mehr Druck führe eher dazu, „dass sie keine Lust mehr haben“. Ihre Vorgängerin Sigrid Strauß warnt vor einer „Pädagogik für die Armen“. „

Kritik kommt auch von Sabine Boeddinghaus, schulpolitische Sprecherin der Fraktion DIE LINKE:  „... Das ist Methodeneinfalt, ein immer Mehr vom Selben, Zwang zum Diktat, Lernen, Üben und Vertiefen und neuerdings die Lobpreisung der Hausaufgaben. Abgesehen davon, dass er als verantwortlicher Dienstherr der Expertise der Lehrer_innen ein grundlegendes Misstrauen entgegenbringt, offenbart Rabe mit der Forderung nach mehr Hausaufgaben ein erschreckendes pädagogisches Defizit: Er bleibt die Erklärung schuldig, wie gerade die Schüler_innen, die zu Hause wenig bis gar keine Unterstützung erhalten, nun durch vermehrte Hausaufgaben mit ihren Altersgenoss_innen gleichziehen sollen, deren Eltern zumeist eine aktive Rolle übernehmen.“

Auszug aus dem bereits im April veröffentlichten  „Faktencheck des Grundschulverbandes“ / Seite 6 und 7
Das Vorurtei „Mehr Hausaufgaben fördern das Lernen und steigern die Leistung“ sei falsch, so die Autoren des Grundschulverbandes: „Mehr Hausaufgaben bedeuten nicht automatisch bessere Noten in der Schule.“ Studien wie die des neuseeländischen Bildungsforschers John Hattie zeigen zwar „im Durchschnitt einen kleinen positiven Effekt zugunsten der Hausaufgaben“, doch dies gelte vor allem für ältere und leistungsstarke Schüler. Und Kinder der Mittelschicht profitierten von Hausaufgaben mehr als solche aus bildungsfernen Schichten, weil sie zu Hause oft bessere Rahmenbedingungen haben.


Das Interview mit NDR 90,3 können Sie hier nachlesen und den Beitrag im Hamburger Abendblatt hier.

Update: Offener Brief von SOAL vom 4. September (als pdf angehängt)

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